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Werkdokumentation: Gregor Joseph Werner

„Früher Haydn mag interessant sein, aber ein gleichwertiges Vergnügen ist es, das reife Werk seines Vorgängers am Hofe Esterházy zu entdecken. In dieser Einspielung von Messen und Motetten Gregor Joseph Werners unter Leitung von Lajos Rovatkay – selbst ein bedeutender »Altmeister« seines Faches – verbinden sich Universalität und Vielfalt auf das Schönste: profunde Kenntnis des »Stile Antico« der Renaissance sowie zielgenau eingesetzte Expressivität und kontrapunktische Meisterschaft des Barock, mühelos vereint mit instrumentaler Virtuosität und Streben nach Klarheit und sensibler Anmut der anbrechenden Klassik.“
– Preis der Deutschen Schallplattenkritik, 15.02.2024, Bestenliste I/2024

„Als direkter Amtsvorgänger von Joseph Haydn am Hof der Esterhazy in Eisenstadt hat es Gregor Joseph Werner heute schwer, da er sich immer völlig unverschuldet an seinem weltberühmten Nachfolger messen lassen muss.

Das Ensemble la festa musicale unter Altmeister Lajos Rovatkay ist zur Ehrenrettung Werners angetreten und hat bereits die zweite Einspielung mit geistlichen Werken vorgelegt. Diesmal steht das großartige Requiem c-Moll von Werner im Mittelpunkt, das mit aparter Instrumentalbesetzung (Streicher und Posaunen) und dunklen, expressiven Tönen aufwartet.“

Exzellent dargeboten von einem Solistenquartett, dem Voktett Hannover und la festa musicale ist diese Ersteinspielung eine große Entdeckung.“
Bernhard Schrammek, rbbKultur

„Gregor Joseph Werner war Haydns Vorgänger als Kapellmeister der Fürstenfamilie Esterhazy, ein Etikett, das der gebürtige Niederösterreicher wohl nie ganz abstreifen wird.

Die vorliegende Produktion widmet sich der Gattung, die Werner am meisten gepflegt hat: die Sakralmusik – hier mit dem späten Requiem von 1763 als Hauptwerk sowie einigen A-Capella-Motetten und Orchestervorspielen. Thematisch verbindet die meisten Werke das Büsserthema, und es ist gerade die musikalische Darstellung dieses Grundmotives,  die hier hervorragend gelungen ist.

Sämtliche Akteure vermitteln die Inhalte der Musik mit einer tiefen Intimität, die von innen strahlt. Der Büsser ist hier nicht nur der geknickte Mensch, sondern der ebenso hoffnungsvolle.

Lajos Rovatkay animiert La Festa Musicale, das Solistenquartett sowie das Voktett Hannover zu einem fein strukturierten, transparenten Musizieren im Sinne der Spiritualität. Hervorzustreichen sei dennoch die Leistung von Voktett Hannover, das mit seinen acht Stimmen die Strahlkraft eines großen Vokalensembles hat, ohne stimmlich und in der Klangbalance die Dinge zu forcieren.“
– Guy Engels, pizzicato


CD: Glaube – Krise – Hoffnung


„Die CD beginnt mit der wunderschönen Motette „Hear my prayer, o Lord“ von Henry Purcell, die Sven-David Sandström (gerade in den letzten Jahren durch seine Praetorius-Adaption von „Es ist ein Ros entsprungen“ recht präsent) in der ihm eigenen Weise ausgeweitet hat. Das Voktett Hannover besticht hier wie bei der Hassler-Missa durch eine unglaubliche Präsenz, perfekt ausbalancierte Transparenz und Aussprache: Man gerät schnell „in Gefahr“, sich in diesem gleichsam schwebenden Ensembleklang, der seinesgleichen suchen kann, zu verlieren. Ja, man ist gerade und gleich von diesem Purcell/Sandström zu Tränen gerührt, weil einen die Musik derart im Innersten trifft.

Doch die Stimmen wiegen einen in falscher Sicherheit: Mit den zeitgenössischen Werken blitzt immer wieder Irritierendes auf. […] Auch hier steuert das Voktett Hannover mit bewundernswerter Sicherheit durch die stilistischen (wie bei Hundelshausens Motette „Zeig mir Dein Gesicht“ von Clusterklängen, Glissandi und atonaler Akkordsprache geprägten) Untiefen der ungewohnten, neuen Musik.

Das vor zehn Jahre gegründete Ensemble beweist mit dieser CD nicht nur Stilsicherheit, sondern auch Mut, aus der Konfrontation mit „Unerhörtem“ geistvolle Ideen für ein spannendes Programm zu schöpfen.“
– Jan-Geert Wolff

„Wenn Neue Musik auf Alte Musik trifft, wenn also, wie hier, Chormusik des 21. Jahrhunderts auf altklassische Vokalpolyphonie bzw. frühbarocke Chormusik trifft, kann zweierlei passieren: Entweder die Gegenüberstellung bzw. die In-Front-Stellung schlägt Interpretations-Funken – oder die eine Musik „frisst“ geradezu die andere, weil sie gewichtiger, inhaltsreicher ist. Hier bei der „Ergänzung“ der Missa Octo Vocum von Hans Leo Hassler durch fünf ganz moderne Chorwerke unterliegt Hasslers Musik: Aber nicht, weil sie an Wertinhalt verlöre, nein, weil der Chor, das fabelhaft singende Voktett Hannover, sich so in die moderne Musik verliebt hat, dass diese Art zu singen auf Hasslers Musik abfärbt, sie gleichförmiger macht, als sie ist. Die bei der Doppelchörigkeit auseinander stehenden Chöre sind beim Hören deutlich erkennbar, dafür hört sich der Chor bisweilen etwas von ferne her.

Der Chorklang des Voktetts ist ruhig, abgeklärt, orgelhaft-statisch, ja „säulenhaft“. Die äußerst sauber intonierten und in sich ausgehorchten Akkorde schweben schwerelos im Raum, die Dissonanzen sind tapfer durchgehalten, alles ist perfekt artikuliert, nichts trübt den schönen Klang, alles ist in einem strengen Ernst gehalten, wohl um die im Booklet philosophisch formulierte Absicht umzusetzen: Diese Zusammenstellung sei „sowohl textlich als auch musikalisch den großen zeitlosen Themen der Vergänglichkeit im Zeichen des Krisenhaften verpflichtet“.

Diese Absicht kommt vor allem den modernen Stücken zugute: Ein Zittern und Klagen und kunstvolles Schreien und am Ende entkräftet zusammenbrechende Musik bei Hear my prayer, O Lord von Henry Purcell / Sven-David Sandström; ergreifend-verzweifelnde und reflexive Vanitas-Klänge bei Prediger Salomo von Friederike Bernhardt; windumrauschter Naturgesang bei Åwåye Darun von Shadi Kassaee; irisierend-schweifende Klänge bei Letum non omnia finit von Alberto Arroyo; etwas plakativ in Szene gesetzte Worte bei Zeig mir dein Gesicht von Max-Lukas Hundelshausen, dafür mit Flüstern, Glissandi und Ariosität sehr wortausdeutend und philosophisch komponiert. Insgesamt eine eindrucksvolle Schau moderner Chormusik.“
Rainer W. Janka, klassik-heute

„Obwohl diese Werke Jahrhunderte trennen, gehen sie erstaunlich organisch und atmosphärisch ineinander über. Denn auch wenn sich die Krisen im Laufe der Zeit gewandelt zu haben scheinen, so ist doch die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit von jeher ein starker Impuls für KomponistInnen. Das Voktett Hannover verfügt über einen jugendlich-frischen Klang, der durch intonatorische Präzision punktet und dabei nicht allzu homogen wirkt. Die Individualität der einzelnen Stimmen bleibt erhalten, das erzeugt ein lebendiges Klangbild.“
– Haino Rindler, CHORZEIT (Juni 2021)


CD: Liebesweisen – Geistliche und weltliche Bekenntnisse


„Ausgehend von Stücken des romantischen Komponisten Peter Cornelius streift das Programm ganz unterschiedliche Stile und Repertoirebereiche, von der Renaissance über das Volkslied bis zu verschiedenen Spielarten der Neuen und der zeitgenössischen Musik. In der Vielfalt demonstriert das Voktett Hannover seine Wandlungsfähigkeit und seine musikalischen Qualitäten: einen schlanken, mitunter ätherisch schwebenden Klang, eine klare Intonation und eine fein differenzierte Palette an Farben und dynamischen Nuancen.“
– Marcus Stäbler, NDR Kultur

„Klarheit, Homogenität und Transparenz des Klanges zeichnen den Klang des Ensembles aus, die Stimmen sind perfekt austariert und im Timbre aufeinander eingeschwungen, da stimmt wirklich alles! Aber Perfektion alleine ist es nicht, die beim Hören Gänsehaut erzeugt. Dazu kommt – und das ist bei Vokalmusik ja immer das Entscheidende – etwas, das sich schwer fassen lässt: Eine Wärme, eine Tiefe, die man mit dem Wort „Seele“ beschreiben könnte. […] Liebhaber guter Vokalmusik bekommen hier ein Produkt, das keine Wünsche offen lässt … allenfalls den, das Voktett Hannover einmal live zu erleben!“
– Claus Fischer, kulturradio (rbb)

„This is a very beautiful CD with an ensemble of eight singers forming a perfect unity. They think, feel and sing chorally. The result is a powerful, homogeneous and clear ensemble sound without any disturbing vibrato, but with wonderfully transparent singing and excellent text comprehensibility.“
Jan-Geert Wolff, pizzicato

„Das Album, eine mitreißende Mischung aus weltlicher und geistlicher Chormusik unterschiedlicher Epochen, besitzt Suchtpotenzial. Die Stimmen der acht SängerInnen sind so perfekt austariert, ihr Klangbild ist so klar und dennoch warm, so homogen und transparent, dass wiederholtes Hören der 13 Stücke den Genuss nur noch steigert. […] Intensiv loten die SängerInnen jedes einzelne Stück aus. Im «Gloria» von Giacinto Scelsi (1905 – 1988) schrauben sie sich energetisch, in spannungsgeladenen mikrotonalen Schritten und schneidenden Dissonanzen in die Höhe. Mit Leidenschaft interpretieren sie den achtstimmigen, aufwühlenden Zyklus «Liebe» von Peter Cornelius (1824 – 1874). Ganz schlicht, sehr entspannt und vielleicht dadurch besonders berührend gestalten sie den letzten Track: das plattdeutsche Volkslied «Dat du min Leevsten büst», für das der 1925 geborene Helmut Wormsbächer ein sensibles Arrangement geschrieben hat. Fazit: Ein Album, das die vielseitigen Farben der Liebe wunderbar zum Leuchten bringt.“
– Friedegard Hürter, CHORZEIT (Juni 2019)


CD: Tidings of Joy – Weihnachten mit dem Voktett Hannover


Für alle, denen „Glaube/Faith – Krise/Crisis – Hoffnung/Hope“ zu viel abverlangt, hat das Voktett Hannover im Frühjahr 2021 übrigens auch eine sehr gelungene CD mit Weihnachtsmusik aus verschiedenen Epochen vorgelegt. Felix Mendelssohn Bartholdy trifft hier auf Michael Praetorius, Heinrich Schütz auf Irving Berlin und auch eigene Kompositionen von Ensemblemitglied Sebastian Knappe sind zu hören.

Auch diese Einspielung dokumentiert, dass das Vokett Hannover zu einem der besten A-cappella-Ensembles gehört, die sich auf diesem aktuell immens bespielten Markt tummeln.“
– Jan-Geert Wolff

„Was das Voktett Hannover hier vorlegt, ist gepflegte Weihnachtschormusik vom feinsten, tonschön, elegant und schwerelos leicht gesungen. Sebastian Knappe, der Bass I, firmiert hier nicht nur als Sänger, sondern auch als Booklet-Verfasser und als formidabler Komponist bzw. Arrangeur.

Zeitlich geht es von Michael Praetorius bis zu weihnachtspoppigen Jingle Bells, stilistisch von strenger Renaissance-Polyphonie bis zu jazziger Close Harmony, und nie wird das Anhören weihnachtlich-langweilig. Die strenge Renaissance- bzw. Frühbarock-Polyphonie bei Michael Praetorius und Heinrich Schütz ist nicht starr, sondern rhythmisch bewegt, das adventliche Flehen steigert sich ins glaubenssichere Jubeln (Nun komm der Heiden Heiland), die Doppelchörigkeit ist klanglich genau abgebildet, was sich besonders im Kopfhörer zeigt, und der Chorklang steigert sich gerade bei Schütz ins Wohligsatte. Die Sängerinnen und Sänger lassen in den romantischen Chören von Felix Mendelssohn-Bartholdy die Töne schön schwingend fließen und dann stauen in den von innen heraus leuchtenden Septakkorden, die dicken Harmonien von Max Reger sind ohne tränenblinde Sentimentalität verschlankt, alles in sehr leichter Tongebung.

Die moderneren Klänge sind immer herbschön: im nur zu bekannten Maria durch ein Dornwald ging von Gottfried Wolters ganz sauber gesungen mit mühelos darüberstrahlendem Sopran, schlicht-streng und doch blutwarm mit einem so summstarken wie stimmungsvollen Pianissimo am Ende erklingt Veni Emmanuel von Jan-Åke Hillerud, tanzlustig und klangsatt im Drehleier-Rhythmus kommen die Hirten (Kommet, ihr Hirten von Sebastian Knappe) geschritten. Von Clytus Gottwald in ein geheimnisvoll schimmerndes Chorgewand gehüllt sind die zwei Lieder von Peter Cornelius, der Chorglanz wärmt dabei das Herz. Und herrlich gesungen ist das Stück aus Distlers Weihnachtsgeschichte: herbsüß, geheimnisvoll raunend und doch sinnlich glühend – so muss Distler gesungen werden!

Überströmend fröhlich, farbenfroh glitzernd und jazzig-mitreißend und mit Swing und Charme sind die englischen Christmas Carols und amerikanischen Christmas-Popsongs gesungen, das Voktett Hannover haucht sogar dem totgesungenen White Christmas neues Leben ein – das ist schon ein veritables Kunststück. Insgesamt ist dies eine sehr erfreuliche Chor-Weihnachts-CD zum Immerwiederhören, wirklich, wie der Titel heißt, „Tidings of Joy“, eine wahre chorische Frohbotschaft.“
– Rainer W. Janka (klassik-heute)


PREISTRÄGER-CD 2015